Dima Wannous: Dunkle Wolken über Damaskus
Erzählungen aus Syrien
Aus dem Arabischen von Larissa Bender
Edition Nautilus, November 2014
Eine junge, wütende und eindrückliche Stimme aus Syrien! Dima Wannous erzählt vom Leben der Menschen vor Beginn der syrischen Revolution 2011. Es sind zerstörte und gestörte Persönlichkeiten, die Wannous beschreibt; unfähig, angepasst, verängstigt, Kriecher, arme Schlucker, und alle Opfer einer alles beherrschenden Diktatur.
Maha, soeben befördert, hat hart um die Position der Redaktionsdirektorin gekämpft: durch umsichtiges Hofieren, vorauseilenden Gehorsam und regierungstreue Meinung. Endlich ist es soweit – doch ihr wird klar, dass der Stuhl einer Direktorin nicht nur erobert, sondern auch verteidigt werden will.
Sahar, eine junge, hübsche Frau mit einem kleinen, dicken, haarigen Ehemann, verbringt ihre Tage mit dem Observieren der Nachbarn durch ihr Fenster sowie mit Koranunterricht durch eine Witwe aus der Nachbarschaft, die erstaunliche Handreichungen zu Keuschheit und Prostitution in der Ehe gibt.
Samîh ist Taxifahrer in Damaskus, der sein Auto liebt und in den langen Staus seine Fahrgäste mit den seltsamsten Fragen löchert.
In neun ausdrucksstarken Erzählungen lässt die Autorin die syrische Zivilgesellschaft für die Leser entstehen. Beeindruckend klarsichtig hat sie 2007 die Möglichkeit einer Revolution in Syrien vorausgesehen. Für die deutsche Ausgabe des Buches hat sie ein aktuelles Vorwort geschrieben.
Rezensionen:
WDR 5, 6. Dezember 2014
die tageszeitung, 14. Januar 2015
Dima Wannous’ „Dunkle Wolken über Damaskus“ und der von Larissa Bender zusammengestellte Band „Innenansichten aus Syrien“. Von Christiane Müller-Lobeck
Radio Bremen, 11. Februar 2015
Die junge syrische Autorin Dima Wannous erzählt in ihrem neuen Kurzgeschichtenband „Dunkle Wolken über Damaskus“ vom Leben der Menschen vor der syrischen Revolution 2011. In neun ausdrucksstarken Kurzgeschichten geht es um menschliche Schicksale, die von der alles beherrschenden Diktatur geprägt sind. Katrin Krämer stellt das Buch vor.
Neue Zürcher Zeitung, 14. Februar 2015
Jeweils eine Person steht im Mittelpunkt der neun Erzählungen. Ein Chauffeur, ein Funktionär, eine Funktionärsgattin, eine Journalistin… Erstaunlich hellsichtig entwirft Dima Wannous ein vielschichtiges Bild vom Vorkriegs-Syrien und von einer Gesellschaft, die durch Angst und Stagnation gekennzeichnet ist. Es scheint gar nicht so einfach zu sein, die zahlreichen Metaphern und Andeutungen den westlichen LeserInnen zugänglich zu machen. Larissa Bender hat Großes geleistet, findet Isabella Bischoff.
Schattenblick, 13. April 2015
Ohne auf die politischen Zusammenhänge weiter einzugehen, gelingt es der 1982 in Damaskus geborenen, syrischen Autorin Dima Wannous mit ihren neun kurzen Erzählungen, die Lage und das Lebensgefühl der Menschen auf beunruhigende Weise hautnah zu vermitteln. Sie schreibt von drückender Depression und ängstlicher Verschwiegenheit. Auch wenn man weiß, daß das heutige Syrien nicht mehr als das Land dieser szenischen Momente existiert, kann diese Lektüre zum weiteren Verständnis beitragen und darüber hinaus ein wertvolles Mittel darstellen, das an einen Teil des sozialen Lebens vor der Zerstörung des Landes erinnert.
radioeins rbb, 16. April 2015
Favorit Buch
Ein Gespräch mit Thomas Böhm
Im März 2011 gab es erste friedliche Proteste gegen die Diktatur Assads, die vom Regime gewaltsam unterdrückt wurden. Seitdem militarisierte sich der Konflikt immer mehr, eskalierte. Mittlerweile sind diesem Konflikt mehr als 100.000 Menschen zum Opfer gefallen, Millionen von Syrern sind auf der Flucht. Zerstörung, Tod, Elend, Gewaltexzesse beherrschen Syriens Alltag. Wie es dazu kommen konnte, was eine Diktatur anrichtet, wie sie aus Menschen gestörte Persönlichkeiten macht, entseelte Mitläufer, korrupte Karrieristen, zeigen die neun Portraits der syrischen Schriftstellerin Dima Wannous.
Deutschlandfunk, 16. Juni 2015
Dima Wannous ist Oppositionelle und vor dem Regime von Baschar Al-Assad aus Syrien geflohen. In „Dunkle Wolken über Damaskus“ beschreibt sie das Leben von Menschen, die sich mit Kompromissen oder Lügen abgefunden haben, um vom Regime zu profitieren, es aber gleichzeitig mittragen und selbst Teil davon geworden sind. Von Bettina Schöller